DFG-gefördertes Forschungsprojekt
Das retinale Pigmentepithel (RPE) ist essentiell für die Funktion der neurosensorischen Netzhaut. Seine Dysfunktion ist ein wesentlicher Faktor bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), der häufigsten Erblindungsursache in Industrienationen. Für die AMD stehen keine ursächlichen Therapien zur Verfügung. Aktuell werden bei selektierten Patienten autologe RPE-Aderhaut-Transplantationen durchgeführt, jedoch mit hohen Komplikationsraten. Klinische Studien mit Suspensionen aus Stammzell-RPE bei AMD laufen, diese können aber auf altersveränderter submakulärer Bruch´scher Membran wohl nicht überleben.
RPE-Transplantate auf Zellträgern könnten die Langzeitfunktion und die chirurgische Manipulation entscheidend verbessern: Falls in-vitro kultivierte RPE Transplantate stabil im Augenhintergrund fixiert und metabolisch versorgt werden könnten, wäre AMD potentiell kurativ zu behandeln. Bisher wurde untersucht, wie RPE aus der Petrischale unter die Netzhaut gebracht werden können, aber Studien zur Träger Biointegration nach subretinaler Implantation liegen nicht vor.
In diesem Projekt sollen RPE-Transplantate (kultiviert) auf einer biostabilen Trägerfolie ermöglicht werden. Innovativ ist, dass die Folie biofunktionalisiert wird, um die Fixierung und Versorgung des RPE-Transplantats nach Implantation mittels therapeutischer Angiogenese zu erreichen. Hierfür soll eine Beschichtung der Implantatunterseite mit Zellanker-Peptiden und Wachstumsfaktor-Depot entwickelt werden und es soll erforscht werden, wie intrinsische Stimuli zur Aussprossung von Blutkapillaren aus der Choriocapillaris verstärkt werden können. Choroidale Endothelzellen sollen angelockt werden, am Träger andocken und schließlich auch durch angiogene Stimuli der RPE auf der Membranoberseite zu Kapillaren reifen. Um den Transport von Signalmolekülen, Nährstoffen und Atemgasen zu gewährleisten, muss die Trägerfolie ausreichend porös sein.
Die Entwicklung dieses multifunktionalen Implantats sowie die Evaluierung der therapeutischen Wirksamkeit ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Universitäts-Augenklinik Bonn und dem Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie der Universität Stuttgart. Nach erfolgreichem Abschluss soll dieser Ansatz in klinischen AMD Studien zur Anwendung kommen, mit der Aussicht, vermeidbare Altersblindheit zu verhindern.