Die Nutzung nachhaltiger Rohstoffe steht im Mittelpunkt des neuen Forschungsprogramms
Bioökonomie, für das die Baden-Württembergische Landesregierung 13 Millionen Euro zur Verfügung
stellt. Von den insgesamt 45 zur Förderung empfohlenen Forschungsvorhaben sind 11 bereits
bewilligte Projekte an sieben Instituten der Universität Stuttgart angesiedelt; diese haben ein
Volumen von zwei Millionen Euro. Zum Sprecher des Lenkungskreises wurde Prof. Thomas Hirth, Leiter
des Instituts für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie IGVP der Universität
Stuttgart und des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB berufen.
Kernpunkt der Forschungsstrategie ist es, die Bioökonomie in Wertschöpfungskreisläufen und als
Gesamtsystem zu betrachten. Dabei sollen soziale, ökonomische und politische Rahmenbedingungen der
Nutzung nachwachsender Rohstoffe sowie die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft
gleichberechtigt berücksichtigt werden. Auf Seiten der Angebote wurden die Agrar- und
Pflanzenwissenschaften, Forstwissenschaften, aquatische Biomasse sowie biogene Reststoffe als die
wichtigsten Forschungsbereiche identifiziert. Auf der Nachfrage- beziehungsweise Verwertungsseite
stehen die Nahrungsmittelproduktion sowie im Nachgang eine stoffliche oder energetische Nutzung von
Reststoffen im Vordergrund. Als Querschnittsbereiche wurden Biodiversität, Wasser- und Bodenschutz,
Ethik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften benannt.
Hauptbestandteil des Forschungsprogramms Bioökonomie sind drei fächer- und
standortübergreifende Verbünde:
- Der Forschungsverbund „Nachhaltige und flexible Wertschöpfungsketten für Biogas in Baden-Württemberg“, bündelt die Biogaskompetenzen im Land. Er bildet die gesamte Wertschöpfungskette der Biogasproduktion und ihrer Produktverwendung ab und untersucht insbesondere die Verwertung von Abfallstoffen. Sieben der an der Universität Stuttgart angesiedelten Teilprojekte fallen in diesen Bereich. Sie befassen sich unter anderem mit der Leistungssteigerung von Biogasanlagen, der Erschließung neuer Biomassequellen zum Beispiel aus Abfällen und Klärschlamm sowie mit der bedarfsgerechten Speicherung von Biogas.
- Der Forschungsverbund „Lignozellulose – Wechsel zu einer alternativen Rohstoffplattform für neue Produkte und Materialien“ zielt auf die ganzheitliche Nutzung holzartiger Biomasse (Holz, Stroh etc.) zur Herstellung chemischer Produkte und Energieträger. Die zwei Projekte an der Universität Stuttgart fokussieren Aufbereitungsmethoden zur Gewinnung solcher Stoffe in hochwertiger Qualität sowie Fermentationsverfahren zur Herstellung von so genannten Bulk-Chemikalien und Treibstoffen.
- Der Forschungsverbund „Integrierte Nutzung von Mikroalgen für die Ernährung“ will das Anwendungsspektrum von Mikroalgen für den Lebensmittel- und Futtermittelsektor erweitern. Mikroalgen können pro Fläche bis zu fünfmal mehr Biomasse bilden als klassische Energiepflanzen und benötigen keine wertvolle Ackerfläche. In diesem Verbund befassen sich zwei Teilprojekte an der Universität Stuttgart mit regionalen Landnutzungs- und Biodiversitätsaspekten sowie mit der Harmonisierung von Ökobilanzen für biobasierte Produkte
Beteiligt sind neben den Universitäten Hohenheim, Stuttgart, Freiburg, Heidelberg und Ulm das KIT sowie der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V., die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW, das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Die Projekte sollen im Rahmen des 1. Bioökonomiekongresses Baden-Württemberg am 29. und 30. Oktober 2014 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart vorgestellt werden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Hirth, Institut für Grenzverfahrenstechnik und Plasmatechnologie der
Universität Stuttgart und Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Tel.
0711/970-4400,
E-Mail: thomas.hirth (at) igb.fraunhofer.de
Andrea Mayer-Grenu, Universität Stuttgart, Abt. Hochschulkommunikation, Tel. 0711-685-82176,
E-Mail: andrea.mayer-grenu (at) hkom.uni-stuttgart.de